Zilla Leutenegger und Sissa Micheli
Zwei Künstlerinnen, Zilla Leutenegger und Sissa Micheli, ein Kulturhotel, nämlich das von Doris
Moser, und fertig ist eine einmalige Kunstaktion. Ab 20. Juni ist die Video-Installation „Schlafender
Hund“ und die Fotoarbeit „ARRIVED AND GONE“ im Kulturhotel Maratscher in Algund
zu besichtigen. „Das Hotel als Alltagsnormalität stellt die Plattform für die aufmerksamkeitsstarke
Kunst der beiden Frauen dar. In meinem Haus spürt man(n) die Frau, das Weibliche.
Dies kommt auch in den Werken der Künstlerinnen, die ich beide persönlich sehr schätze, zum
Ausdruck“, so Doris Moser, die als jüngste Sommelière Italiens und erste Südtirols schon immer
eigene Wege beschritten hat.
Zilla Leutenegger ist aktuell mit ihrer Videoinstallation „Schlafender Hund“ auf der Art Basel
vertreten. Parallel zur Ausstellung kann das Kunstobjekt in einer einmaligen Aktion im Kulturhotel
Maratscher hautnah bestaunt werden. Die Künstlerin findet im Medium Video die Möglichkeit,
kleine Szenen und Gesten zu erschaffen, welche mit unserem alltäglichen Leben in
Zusammenhang stehen. Zu sehen ist die bewegte Zeichnung eines kleinen Hundes auf einem Hundepolster. Er atmet leise, und dreht sich manchmal von einer Seite auf die andere. Erst gemeinsam entfalten Video und Polster die Szenerie der Vollständigkeit. Mit dieser comicartigen 3D-Installationen zelebriert die Künstlerin einzigartige Momente des alltäglichen Lebens, welche durch die Aufmerksamkeit, die ihnen gegeben wird, eine überraschende und rührende Poesie entfalten.
Die Fotoarbeit „ARRIVED AND GONE“ stammt aus der aktuellen Serie von Fotografien mit dem
Titel „YESTERDAY‘S TOMORROWS“, welche die gebürtige Südtirolerin, Sissa Micheli, anlässlich
ihrer Einzelausstellung in Kunst Merano Arte im Mai 2013 realisierte. Die Arbeiten entstanden in
einer verlassenen, vor dem Abbruch stehenden Villa in Bruneck. Sie zeigen unterschiedliche
Objekte wie Koffer, Polster, Lampenschirme, aber auch Frauenfiguren, welche die Künstlerin
in ihrer gewohnten Lage entrückt, sie zum Schweben, Hängen oder Fliegen bringt. Die Historie
des Ortes sowie die Erinnerungen der Bewohner verschmelzen mit den Phantasien der
Künstlerin und des Bettachtes.
Zilla Leutenegger „Schlafender Hund“ Kunstinstallation, 2013
Geboren 1968 in Zürich. 1995 – 1999 School of Visual Arts, Zürich. 1997 – 1999 Assistant Section
Video, ETH Architekcture. Vertreten durch folgende Galerien: Peter Kilchmann in Zürich,
Zahlreiche Ausstellungen in ganz Europa. Ihre Werke befienden sich u.a. auch in den folgenden
Galerie Stampa in Basel, Galerie Christine König in Wien und Galerie Peter Muster in Zürich
Sammlungen: Museion-Museum für zeitgenössische Kunst Bozen/Bolzano; Centro Galego de
Arte Contemporaneo, Santiago de Compostela; FRAC Lorraine, Metz; FRAC Champagne-Ardenne,
Reims; Kunstmuseum Basel, Basel; Kunsthaus Zürich, Zurich; Sammlung Goetz, München.
Sissa Micheli „ARRIVED AND GONE“ Fotoarbeit, 2013
Geboren 1975 in Bruneck. 1994 – 2001 Studium der Anglistik und Romanistik an der Universität
Wien. 2000 – 2002 Schule für künstlerische Fotografie, Wien. 2002 – 2007 Diplomstudium an der
Akademie der bildenden Künste in Wien. 2006 Treffen mit Louise Bourgeoi. Mitbegründerin und
Kuratorin der Ausstellungsreihe und Fotozeitung „Schaugrund“, Wien. 2007 – 2001 Dozentin an
der internationalen Sommerakademie für bildende Kunst und Medientechnologie Venedig.
KUNST IM MARATSCHER
Johann Wolfgang von Goethe
Römische Elegien – n. 5 (1788 – 1790)
Wachskreide auf Wand – Herbert Schönweger
Zimmer Flagranti
Römische Elegien – n. 5 (1788 – 1790)
(Johann Wolfgang von Goethe)
Froh empfind ich mich nun auf klassischem Boden begeistert,
Vor- und Mitwelt spricht lauter und reizender mir.
Hier befolg ich den Rat, durchblättre die Werke der Alten
Mit geschäftiger Hand, täglich mit neuem Genuß.
Aber die Nächte hindurch hält Amor mich anders beschäftigt;
Werd ich auch halb nur gelehrt, bin ich doch doppelt beglückt.
Und belehr ich mich nicht, indem ich des lieblichen Busens
Formen spähe, die Hand leite die Hüften hinab?
Dann versteh ich den Marmor erst recht: ich denk und vergleiche,
Sehe mit fühlendem Aug, fühle mit sehender Hand.
Raubt die Liebste denn gleich mir einige Stunden des Tages,
Gibt sie Stunden der Nacht mir zur Entschädigung hin.
Wird doch nicht immer geküßt, es wird vernünftig gesprochen,
Überfällt sie der Schlaf, lieg ich und denke mir viel.
Oftmals hab ich auch schon in ihren Armen gedichtet
Und des Hexameters Maß leise mit fingernder Hand
Ihr auf den Rücken gezählt. Sie atmet in lieblichem Schlummer,
Und es durchglühet ihr Hauch mir bis ins Tiefste die Brust.
Amor schüret die Lamp’ indes und gedenket der Zeiten,
Da er den nämlichen Dienst seinen Triumvirn getan.
Frauenklänge – Paris, Frühjahr 1911
Pastell auf Wand – Herbert Schönweger
Zimmer Rilke
So wie eine Türe, die nicht zubleibt,
geht im Schlaf mir immer wieder stöhnend
die Umarmung auf. Oh wehe Nächte.
Draußen wird der Garten weich im Mondschein
und die Blüten trüben mir das Fenster
und die Nachtigall ist nicht vergebens.
Ein Objekt, das weich scheint und hart ist.
Ein Objekt, das den Wunsch weckt, es zu berühren und seine Konsistenz zu ergründen.
Ein Objekt, gestaltet vom Designer Harry Thaler für die Ausstellung "1 barrel" in der ES contemporary art gallery Meran.
Ein Objekt, das nun seinen endgültigen Bestimmungsort in der Lounge des Kulturhotel Maratscher gefunden hat ... eine Einladung zum Fallenlassen, die ein Ölfass in Sessel-Gestalt ausspricht.
Bei aller Surrealität und Groteske schwingt politisches Statement mit: ein erhobener Zeigefinger, der auf Ölberge und Müllberge zeigt.
Harry Thaler
Geboren 1975 in Meran (I), Studium an der Fakultät für Design und Künste Bozen und am "Royal College of Art" in London, lebt in London.
Das originellste "Kino" Südtirols, das "Knottenkino" in Vöran, gestaltet vom Franz Messner.
Einige solcher Sessel stehen auch im Garten vom Maratscher bei Doris Moser in Algund, also ein kleines Knottenkino oder besser, das "Maratscherkino".
You line my day - Friederike Mayröcker
Auf Leinen gestickt – Elisabet Hölzl – Zimmer Vellau
You line my day (Friederike Mayröcker)
Du säumst
meinen Tag.
Ich wiege
Dein Blut.
Wir singen
einander ein.
Leise.
Azusa Fukawa und Martin Pechlaner
Schlüsselhänger
Alpaka Stoff
auf der Suche nach Renoir
Nr. 5/2007 Auflage 5(+2)
100 x 70 cm
Zilla Leutenegger, “Schlafender Hund“
100 clouds
.011 Kampala-Uganda
0°18'31.76''N
32°34'42.52" E
26.10.2008
h 17.22.09
“Schöne Aussicht-Bellavista”
Olive & Eiche
Als Symbole verwendet Konrad Laimer das Eichenblatt für die
nördliche germanische Kultur und das Olivenblatt für den südlichen
mediterranen Raum.
Auf diese Weise spannt sich ein Bogen in die Gegenwart und zeigt,
dass sich an dieser Gegebenheit bis heute nichts verändert hat.
Als Ausdruck zweier Sichtweisen, an der Schnittstelle
zwischen Norden und Süden trägt diese Arbeitsgruppe den
Titel "SCHÖNE AUSSICHT-BELLA VISTA ".
Eine Grenzregion wird auf besondere Art spürbar.
„Skulpturale Bilder“ nennt die Künstlerin Margot Christandl ihre jüngsten Arbeiten.
„Nur eine Form ist deutlich,
nur eine Form hat oder ist eine Essenz,
nur eine Form zeigt sich derart“
Jacques Derrida